Europa denkt endlich regional – und wir mittendrin
- Katja Peteratzinger
- vor 3 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Stell dir vor: Brüssel redet über Milliarden, und trotzdem geht’s am Ende um dich, mich – und deine Region. Der neue EU-Haushalt für 2028 bis 2034 klingt erst mal nach grauen Aktenordnern, ist aber eigentlich ein Turbo für das, was wir hier schon längst leben: Menschen verbinden, regionale Ideen groß machen und gemeinsam Zukunft bauen.

Brüssel hat vor wenigen Tagen den Haushaltsvorschlag für die Jahre 2028 bis 2034 vorgestellt. Klingt sperrig? Ist es auch – wenn man nur auf die 2 Billionen Euro und die dicken PDF-Dokumente schaut. Aber zwischen all den Zahlen steckt eine Botschaft, die uns direkt betrifft: Europa will stärker in Regionen investieren.
Der EU-Haushaltsvorschlag 2028–2034 betont Partnerschaftspläne, die regional zugeschnitten sind und Wirkung vor Ort entfalten sollen. Genau hier setzen die Powerregionen an: Sie übersetzen diese großen Linien in konkrete, regionale Kooperationen, die Unternehmen, Menschen und Ideen miteinander verbinden. So wird sichtbar, wie europäische Ziele – von Wettbewerbsfähigkeit bis sozialem Zusammenhalt – durch starke Regionen wie der unseren getragen und lebendig umgesetzt werden.
Hinter den Partnerschaftsplänen verbirgt sich die Idee, dass Gelder und Programme nicht irgendwo versickern, sondern dort wirken, wo sie gebraucht werden: vor Ort, in Gemeinden, in Betrieben, in Initiativen. Weniger Bürokratie, mehr Wirkung. Mehr Spielraum für regionale Besonderheiten. Ein einziger Plan pro Mitgliedstaat bündelt Unterstützungsmaßnahmen für Beschäftigte, Landwirte, Städte und ländliche Räume – ein Turbo für den Zusammenhalt und die Umsetzung vor Ort.
Europa investiert langfristig – warum das für uns so kraftvoll ist
1. Was genau ist der MFR?
Der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) – im Englischen oft Multiannual Financial Framework (MFF) genannt – ist quasi der siebenjährige Finanzplan der EU. Er legt Obergrenzen für Verpflichtungen und Zahlungen fest, damit die EU-Haushaltsausgaben in einem geordneten Rahmen stattfinden können. Aktuell läuft der MFR 2021–2027 mit einem Volumen von über 1,2 Billionen Euro (ohne NextGenerationEU-Instrumente).

Am 16. Juli 2025 hat die EU-Kommission den Entwurf für den nächsten Finanzrahmen (2028–2034) vorgestellt: Ein ambitionierter Vorschlag im Volumen von fast 2 Billionen Euro, was im Schnitt 1,26 % des EU-Bruttoinlandsprodukts entspricht. Hinter dieser riesigen Zahl verbirgt sich eine klare Botschaft: Europa will flexibler werden, einfacher fördern und vor allem regionaler denken.
Zentrale Ziele des neuen MFF auf einen Blick:
Mehr Flexibilität, etwa für Krisen oder neue Prioritäten.
Vereinfachung: von über 50 Programmen auf knapp 16 – weniger Bürokratie, effizientere Nutzung
Einführung von Nationalen und regionalen Partnerschaftsplänen (NRPPs), um EU-Mittel gebündelt und zielgenau auf regionaler Ebene einzusetzen.
Mit den NRPPs werden bisher fragmentierte Fördertöpfe (z.B. Kohäsionspolitik, Landwirtschaft, Fischerei) in einem Mega-Fonds mit regionaler Ausrichtung zusammengefasst – damit Orientierung statt Verzettelung folgt.
Ein praktisches Beispiel: Statt sich etwa die Zuständigkeiten für den Bau eines Kindergartens aus mehr als 50 EU-Förderinstrumenten herauszusuchen, soll künftig ein klarer, zentral koordinierter NRPP reichen – das spart Zeit, Geld und Nerven.
Die Zahlen, die zeigen, wohin die Reise geht
409 Milliarden Euro für einen neuen Europäischen Fonds für Wettbewerbsfähigkeit, der Energiewende, Digitalisierung, Gesundheit, Biotechnologie und Landwirtschaft stärkt
175 Milliarden Euro für das Forschungsprogramm Horizont Europa, um Innovationen von Weltrang zu finanzieren.
400 Milliarden Euro für einen speziellen Krisenmechanismus, der Mitgliedstaaten im Ernstfall unterstützt.
Und ein verbindlicher Mindestanteil für weniger entwickelte Regionen – damit niemand zurückgelassen wird.
Wir wissen: Die großen Transformationen – Klimaschutz, Digitalisierung, soziale Inklusion – lassen sich nicht zentral von Brüssel oder Berlin steuern. Sie müssen regional umgesetzt und getragen werden. Hier entstehen Innovationen, hier packen Menschen an, hier werden Ideen ausprobiert. Der neue EU-Haushalt erkennt das an – und setzt auf das, was wir schon längst tun: Menschen verbinden, Kräfte bündeln und Regionen stark machen.
2. Was bedeutet das für uns als Powerregionen?
Regionale Umsetzung als Schlüssel: Große Ziele – nachhaltige Entwicklung, Wettbewerb, gesellschaftlicher Zusammenhalt – entfalten ihre Wirkung erst durch regionale Innovation und Lokalstärke.
Rückenwind für unsere Arbeit: Wenn Europa sagt „Wir fördern regionale Partnerschaften“, stärkt das unsere und eure Initiativen – Netzwerke, Unternehmen, Projekte – weil ihr Teil des EU-Handlungsraums werdet.
Vom lokalen Impuls zur europäischen Welle: Unsere regionalspezifischen Lösungen helfen, europäische Prioritäten konkret zu machen – und europaweite Strategien sozial greifbar, wirtschaftlich wirksam, ökologisch sinnvoll umzusetzen.
3.Ein regionaler Blickwinkel: Warum das für uns zählt
Die Powerregionen setzen genau da an, wo sich die Wirkung entfaltet: vor Ort. Die Regionalplanung macht Investitionen in Klimaschutz, Digitalisierung und Gemeinschaft sichtbar und trägt europäische Ziele in jedes Dorf, jede Stadt, jedes Netzwerk.
Konkrete regionale Beispiele (aus gesicherten Quellen):
Landwirte profitieren von stabilen Einkommenszahlungen und Klimaschutz-Anreizen über den neuen Fonds, inklusive Schutzmechanismen gegen Preisschocks – Stichwort: Unity Safety Net.
Städte und Regionen verstecken sich nicht mehr hinter nationaler Verwaltung: 70 % der Klimainvestitionen in Europa erfolgen bereits heute über Kommunen – nun sollen sie auch bei der Planung gezielt eingebunden werden.
Für Forschung & Innovation bedeutet das: Hochschulen, Tech-Hubs und Start-ups erhalten Zugang zu Horizon-Mitteln im Verbund mit Wettbewerbsfonds – mehr Chance für regionale „Moonshot“-Projekte.
Der neue EU-Haushalt ist deshalb nicht nur ein politisches Zahlenwerk, sondern Rückenwind für unsere Arbeit. Er bestätigt: Wer heute regional denkt und handelt, gestaltet das Europa von morgen.
Autorin:
Katja Peteratzinger, Int. Dipl-Betriebswirtin (FH) und treibende Kraft hinter der Powerregionen-Initiative
Kontakt:
Hof Gnadenthal 3
65597 Hünfelden
Tel.: (06438) 9 10 97