Die Geschichte von der gesperrten Abteilung oder: Betreten verboten

Impulse für mehr Inititative

In einem großen Unternehmen hing eines Morgens ein rotes Schild an der Tür der

Entwicklungsabteilung:

„Betreten verboten.

Nur autorisierte Personen.“

Niemand wusste, warum.

Niemand wusste, wen das betraf.

Niemand wusste, wie lange.

Alle sahen nur das Schild – und jeder interpretierte etwas anderes hinein.

Einige flüsterten, die Abteilung solle geschlossen werden.

Andere fürchteten Entlassungen.

Wieder andere sprachen von geheimen Projekten.

Innerhalb weniger Stunden hatte das Büro eine ganze Parallelrealität geschaffen.

Aus Angst machte niemand die Tür auf.

Aus Respekt fragte niemand nach.

Aus Unsicherheit gingen alle außen herum.

Nur eine Person nicht:

Jana, Junior-Managerin, neu im Team.

Sie klopfte.

Wartete.

Nichts.

Sie spürte das Zögern in sich – aber sie spürte auch den stillen Ärger darüber, wie alle vor einer Information zurückwichen, als wäre sie ein Monster.

Also öffnete sie die Tür.

Der Raum war leer.

Keine Baustelle.

Keine Krisensitzung.

Keine Geheimniskrämerei.

Nur ein einziges Blatt Papier, das auf dem großen Projekttisch lag.

Darauf stand:

„Wir testen aktuell, wer Initiative zeigt.“

Jana atmete aus.

Später sagte der Abteilungsleiter:

„Seit Wochen beobachten wir dasselbe Muster: Alle reden über Probleme, alle reden über Grenzen – aber kaum jemand überprüft sie.“

Er deutete auf das rote Schild:

„Die meisten Menschen lassen sich von einer Tür stoppen, nicht weil sie verschlossen ist, sondern weil sie denken, sie sei es.“

Er sah Jana an.

„Talente erkennt man nicht daran, was sie können. Sondern daran, was sie trotz Unklarheit tun.“

Am nächsten Tag hing ein neues Schild an der Tür:

Potenzial beginnt da, wo jemand fragt:

„Muss das eigentlich alles so bleiben?“

Text: Katja Peteratzinger, info@powerregionen.de