top of page

Zwischen Jubel und Zweifel – Was Palmsonntag mit unserem Leben heute zu tun hat

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Ein Schaukelstuhlmoment zur Karwoche auf powerregionen.de


Der Palmsonntag ist der Sonntag vor Ostern und markiert den Beginn der Karwoche. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, bei dem er – laut den Evangelien – auf einem Esel reitend von einer jubelnden Menschenmenge empfangen wurde. Die Leute legten Palmzweige und Kleider auf den Weg, nur um ihn zu ehren – daher der Name Palmsonntag.


Dieser Tag verbindet Freude und Vorahnung. Einerseits ist es ein triumphaler Moment: Jesus wird als Hoffnungsträger und König empfangen. Andererseits kündigt sich schon das kommende Leiden an – denn dieselbe Stadt, die ihn feiert, wird ihn sehr bald ablehnen.


Die zentralen Themen in dieser Geschichte sind


Demut:  Denn Jesus reitet nicht auf einem Pferd wie ein weltlicher Herrscher, sondern auf einem Esel – ein Zeichen für Frieden und Bescheidenheit.


Hoffnung:  Denn die Menschen setzen ihre Hoffnung auf jemanden, der nicht mit Macht herrscht, sondern mit Liebe.


Spannung zwischen Erwartung und Realität:  Denn die Erwartungen der Menge (politische Befreiung) und Jesu Mission (geistliche Erlösung) klaffen weit auseinander.




Ein Schaukelstuhlmoment zum Palmsonntag: Zwischen Jubel und Zweifel -Was hat Palmsonntag mit uns heute zu tun?
Zwischen Jubel und Zweifel: Was der Palmsonntag mit uns heute zu tun hat


Was hat das mit dir zu tun?


Wenn es um kirchliche Feste wie Ostern geht, geht dir vielleicht eine Frage immer wieder durch den Kopf: Warum sollte mich dieser historische Kram interessieren, warum sollte mich die Ostergeschichte irgendwie berühren?


Ich bin mit 18 aus der Kirche ausgetreten. Warum sollte ich mich in der Ostergeschichte wiederfinden?

Das ist eine tiefgreifende, ehrliche und sehr wichtige Frage – und sie passt perfekt zu dem, was die Schaukelstuhlmomente auch sein wollen: Raum für Menschen und ihre Geschichten und Gefühle, Raum für alles, was sie antreibt. Deshalb gehen wir solchen Fragen hier nach.



Warum die Ostergeschichte berührt – auch ohne Kirche


Du findest dich in der Ostergeschichte wieder, weil sie menschlich ist.

Weil sie von etwas spricht, das tiefer geht als Dogmen, Rituale oder Mitgliedsnummern. Weil sie spricht von Enttäuschung, von Sehnsucht, von der Frage, ob es sich lohnt, gut zu sein im Leben, obwohl das Leben wahrlich nicht immer gut zurück und nicht immer fair zu einem ist.


Und weil die Geschichte von Jesus – unabhängig davon, wie man sie persönlich deuten will – eine universelle Symbolkraft hat: Es geht um einen Menschen, der liebt, obwohl er verraten wird. Der sich treu bleibt, obwohl ihn das alles kostet.


Das berührt nicht, weil es kirchlich ist – sondern weil es zutiefst menschlich ist.


Viele Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, tragen etwas in sich, das bleibt: Eine Erinnerung an Kirchenlieder. An ein Krippenspiel. An die eigene Konfirmation. An stille Feiertage. Oder an das Gefühl, dass da vielleicht doch mehr ist. Etwas, das tröstet, wenn alles andere bröckelt.


Der Text nimmt dich mit, ganz gleich, ob du glaubst, zweifelst oder nichts mehr mit Kirche zu tun haben willst. Denn wovon er erzählt ist:


Du bist nicht allein.

Und deine Liebe ist nicht vergeblich.


Manchmal begegnet man alten Worten auf neue Weise. Nicht über den Kopf, sondern über das Herz. Durch Erinnerung, Gefühl, Bruchstellen im Leben. Durch diese leise Sehnsucht, dass Liebe eben vielleicht doch zählt. Und bleibt. Und heilt.


Keine Angst. Dieser Text ist kein Aufruf zur Rückkehr in eine Kirche.

Er ist ein Impuls zur Rückkehr zu dir.


Er ist eine Einladung zu einem Moment der Stille.

Ein Moment, in dem du dich vielleicht wiedererkennst.

Mit deiner Hoffnung, deinem Zweifel, deiner Geschichte.



***


Palmsonntag. Es war ein Sonntag wie kein anderer


Die Gassen Jerusalems füllten sich mit Menschen, die ihre Jacken auf den Boden warfen, Palmzweige schwangen, riefen: „Hosianna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“  Ein Hoffnungsruf. Ein Aufatmen. Ein König zieht ein – aber nicht hoch zu Ross, nicht mit Gold und Rüstung, sondern auf einem Esel. Einfach. Sanft. Friedlich.


Jesus von Nazareth war gekommen. Und die Welt hielt für einen Moment den Atem an.

Doch wenige Tage später schreit dieselbe Menge schon: „Kreuzigt ihn!“


Wie kann das sein? Ist es dann nicht so, dass der mit der Liebe verliert und diejenigen mit der Macht gewinnen? Warum soll man das auch noch feiern?

Wie kann das sein?

Diese Frage tut weh. Sie rührt an eine tiefe Angst in uns. Die Angst, dass das, was heute gefeiert wird, morgen bekämpft wird oder vergessen ist. Dass Menschen, denen man vertraut, sich abwenden, dass Gut sein nicht reicht.


Aber genau hier liegt die stille Kraft und Power dieser Geschichte.



Erwartungen, die enttäuscht wurden


Die Menschen damals sehnten sich nach Erlösung – aber sie meinten damit etwas anderes. Viele hatten gehofft, Jesus würde als politischer Retter auftreten, der die römische Besatzung abschüttelt. Doch Jesus kam nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe, Vergebung und der Aufforderung zur Umkehr. Das passte nicht zu dem, was sie wollten. Als sie merkten, dass er nicht ihre Art von „Held“ war, kippte die Stimmung.



Angst vor Veränderung und Machtverlust


Die religiösen und politischen Führer fühlten sich von Jesus bedroht. Er stellte ihre Autorität in Frage – nicht aggressiv, aber durch seine Worte und sein Wirken. Sie fürchteten um ihre Stellung. Ein Mann, der Menschen berührt, ohne Angst, ohne Machtspiel – das war gefährlich. Aus Angst Macht und Einfluss zu verlieren, drängten sie darauf, ihn loszuwerden. Also wurden Zweifel gesät. Gerüchte wurden verbreitet. Einschüchterungen und falsche Anschuldigungen. Und die Menge kippte. Es ist leicht, mitzulaufen. Gerade, wenn man selbst nicht stark genug ist, sich dagegenzustellen.



Die Dynamik der Masse


Menschen in Gruppen handeln oft anders als alleine. Die Stimmung kann schnell kippen – gerade, wenn sie gelenkt oder manipuliert wird. In der Karwoche schürten die Machthaber Zweifel und Angst. Die, die Jesus zuerst feierten, ließen sich vielleicht von dieser Welle mitreißen – aus Unsicherheit oder Mitläufertum.



Und heute?


Vielleicht erkennen wir uns selbst darin wieder. Auch wir haben Erwartungen – an Menschen, an das Leben, an uns selbst. Auch wir kennen das Gefühl, enttäuscht zu sein. Unsicher zu werden. Mitzulaufen, weil es einfacher ist, als stehenzubleiben.


Aber die Geschichte endet nicht am Kreuz.


Jesus wusste, dass ihm Leid bevorstand. Und er ging dennoch weiter. Nicht, weil er den Schmerz gesucht hätte – sondern aus Überzeugung und Liebe. Für Menschen, die schwanken. Die manchmal laut jubeln und dann wieder leise zweifeln. Für uns alle.



Eine Botschaft für unsere Zeit


Gerade in der Karwoche – die Zweit zwischen Palmsonntag und Ostern – wird deutlich: Wahre Stärke zeigt sich nicht in Macht, sondern im Mut, verletzlich zu sein. In der Treue, auch wenn andere sich abwenden. Im Aushalten von Spannungen, im Hoffen trotz allem.


Doch eine Frage bleibt, sie drängt sich auf – und sie gehört wohl zu den tiefsten Fragen, die man überhaupt stellen kann:


Ist es nicht so, dass der mit der Liebe verliert – und die mit der Macht letztlich gewinnen?


Jesus wird verspottet, verraten, verurteilt. Die Mächtigen setzen sich durch. Die Stimme, die Frieden bringt, wird zum Schweigen gebracht. Ist das nicht das Ende der Hoffnung?


Nein! Denn die Liebe verliert nicht – sie geht nur einen anderen Weg.



Warum das trotzdem Hoffnung macht


Jesus kämpft nicht mit den Waffen der Welt. Er antwortet nicht mit Gewalt. Aber er ergibt sich auch nicht der Dunkelheit. Er bleibt sich selbst treu. Seine Liebe ist nicht weich, sie ist unerschütterlich. Und genau darin liegt ihre Kraft.


Jesus wusste, was auf ihn zukommt – und ging den Weg trotzdem. Aus Liebe. Er hat die Ablehnung, das Leid, den Tod nicht gescheut. Und genau darin liegt die Botschaft: Auch wenn Menschen sich abwenden, Gottes Liebe bleibt bestehen.


„Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Ein Satz, gesprochen in tiefster Verlassenheit – und doch ist er ein Akt der größten Freiheit. Wer so liebt, ist nicht ohnmächtig. Er ist frei von Hass, frei von Rache, frei von Angst. Die Liebe verliert nicht – sie überdauert.



Ostern verändert alles


Ostern ist kein lauter Triumph. Es ist ein leises Wunder.

Die Botschaft dahinter: Die Liebe stirbt nicht. Was aus Liebe geschieht, bleibt – über den Tod hinaus. Nicht alles, was laut ist, hat Bestand. Und nicht alles, was still ist, vergeht.


Bei den Schaukelstuhlmomenten glauben wir an diese stille Kraft. An Menschen, die durch ihr Sein und Handeln etwas hinterlassen. An Hoffnung, die nicht verschwindet – auch wenn sie in Zweifel steht.



Der größte Trost


Die Liebe verliert nicht.

Sie gewinnt.

Und sie beginnt immer wieder neu.





Autorin:

Katja Peteratzinger

Internationale Dipl.-Betriebswirtin (FH)


Kontakt:

Hof Gnadenthal 3

65597 Hünfelden




bottom of page